Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem ich das erste Mal eine AA-Gruppe betreten habe. Ich hatte Tage, sogar Wochen lang mit mir gerungen, ob ich diesen Schritt wirklich gehen sollte. Ehrlich gesagt hatte ich jede Menge Vorurteile. Ich stellte mir eine Gruppe von Menschen vor, die an einer dunklen Ecke saßen, einander anschwiegen oder im schlimmsten Fall moralische Reden hielten. Und dann war da die Angst, mich zu öffnen – schließlich ist es nicht leicht, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht.
Doch so belastet ich auch mit meinen Gedanken war, entschied ich mich, diesen Weg zu gehen. Ich weiß heute, dass es eine der besten Entscheidungen meines Lebens war.
Schon beim Eintreten spürte ich eine angenehme Atmosphäre. Der Raum war hell, und die Menschen wirkten offen und entspannt. Sofort wurde ich mit einem herzlichen Lächeln und einer Einladung zum Hinsetzen begrüßt. Ein paar Leute hatten bereits begonnen, sich zu unterhalten, und als sie mich sahen, machten sie Platz und sagten einfach: "Willkommen, schön, dass du da bist." Es war völlig unaufgeregt, und doch fühlte ich mich sofort willkommen.
Das Meeting begann mit einem Austausch, und ich war überrascht, wie offen die Menschen über ihre eigenen Erfahrungen sprachen. Es waren ganz normale Leute – Männer und Frauen, jung und alt, aus allen möglichen Berufen und Lebenssituationen. Sie erzählten von ihren Kämpfen, von Rückschlägen, aber auch von den kleinen und großen Erfolgen auf ihrem Weg zu einem trockenen Leben. Ich merkte, dass hier niemand verurteilte, niemand die Nase rümpfte oder mit dem Finger zeigte. Jeder war hier, um den anderen zu unterstützen und gemeinsam stark zu sein.
Als ich an der Reihe war, klopfte mein Herz bis zum Hals. Doch irgendwie, vielleicht durch die ehrliche und offene Stimmung, hatte ich plötzlich den Mut, über meine Ängste zu sprechen. Ich musste nicht perfekt sein, musste mich nicht verstellen. Alles, was ich sagte, wurde angenommen, wie es war, und daraufhin folgten beruhigende Worte und aufmunternde Gesten.
Nach dem Meeting blieben einige noch, um sich mit mir zu unterhalten, und sie gaben mir praktische Tipps, die mir sofort halfen. Es ging nicht darum, mein Leben über Nacht zu verändern, sondern um den nächsten kleinen Schritt, den ich schaffen konnte – und dann den nächsten und übernächsten.
Dieser erste Besuch bei den AA hat mir die Augen geöffnet. Er zeigte mir, dass ich diesen Weg nicht alleine gehen muss und dass ich Menschen an meiner Seite habe, die mich verstehen. Es war wie eine Art neues Netz, das mich hielt und mir Halt gab. Heute weiß ich, dass die AA nicht nur ein Treffen sind – sie sind eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig auf die Beine hilft, und durch sie fühle ich, dass ich es wirklich schaffen kann, trocken zu bleiben.
Ich bin zutiefst dankbar, dass ich den Mut hatte, diesen ersten Schritt zu gehen. Rückblickend kann ich nur sagen: Es war das Beste, was ich für mich und mein Leben tun konnte. Denn durch die AA's habe ich eine starke Gemeinschaft hinter mir, die mich auch noch in vielen Jahren unterstützt.
Falls du oder jemand, den du kennst, sich in einer ähnlichen Situation befindet – hab den Mut, es auszuprobieren. Man muss nicht perfekt sein, um anzufangen.
Kommentar hinzufügen
Kommentare